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Während der Zeiten von online-Beschulung sind viele Eltern damit konfrontiert, dass sie ihre Kinder zuhause unterrichten müssen. Ob die Teilnahme an einer virtuellen Unterrichtsstunde oder die  Bearbeitung von Aufgaben, die nach Hause geschickt wurden – das Lernen und Erledigen von Schulaufgaben von zuhause kann herausfordernd sein.

 

Für autistische Menschen ist es eine noch größere Herausforderung, da viele Kinder sich mit Veränderungen in der Routine besonders schwertun. Es ist schwierig, sich auf schulische Aufgaben zuhause einzulassen, wenn man es gewohnt ist, diese mit einer bestimmten Lehrperson in einem bestimmten Klassenraum mit den dortigen Materialien zu bearbeiten. Ihr Kind könnte denken: „Dies ist Zuhause. Hier mache ich so etwas nicht!“
Es hilft, wenn man der Person auf visuelle Weise zeigen kann, was sie an dem Tag erwartet. Unterteilen Sie dafür den Tag in einzelne Abschnitte. Beginnen Sie, indem Sie Ihrem Kind den visuellen Tagesplan zeigen und deutlich machen, welche Zeit(en) am Tag für schulische Aktivitäten vorgesehen sind.
Wenn es Ihr Kind aufregt, diese Aktivitäten „Schule“ zu nennen, probieren Sie „Hausunterricht“ oder „Arbeiten mit Papa“ oder denken Sie sich einen anderen Begriff aus. Sie können kreativ sein und eine spannende Bezeichnung erfinden!


Nutzen Sie eine schriftliche oder bildliche Liste um Ihrem Kind zu zeigen, was es während der „Schulaufgaben“ zu erledigen hat. Dies könnte eine Liste der Schulfächer sein (Mathe, Lesen, Sachunterricht), ein Stapel Arbeitsblätter oder farbliche Hefter, in denen sich die Aufgaben befinden.

Benennen Sie das, was zu tun ist, aber auch das, was direkt auf die Arbeitszeiten folgt. Zu wissen, was kommt, wenn die Schulaufgaben erledigt sind, kann die Leistungsbereitschaft fördern und Ängstlichkeit reduzieren. Manchmal erhöht es die Motivation, wenn die letzte Aktivität etwas ist, was besonders Spaß macht (z.B. Fernsehen). Die letzte Aktivität kann aber auch nur einfach das sein, was im Tagesablauf folgt (z.B. Lesen, Snack, Abwaschen).

Tipps zur Umsetzung:
  1. Es kann helfen, wenn man für diese Art von Arbeiten/Aufgaben einen eigenen festen Platz einrichtet. Dies macht deutlich: Hier findet jetzt schulisches Lernen statt! Da es darum geht, ein möglichst selbstständiges und konzentriertes Arbeiten zu unterstützen, sollte der Bereich am besten möglichst ruhig gelegen sein und wenig visuelle Ablenkung bieten. Oft ist es eine gute Idee, wenn der Bereich für selbstständiges Arbeiten sich von dem Platz unterscheidet, an dem die Person sonst andere Arten von Tätigkeiten ausführt oder zusammen mit anderen aktiv ist. Wenn der Bereich auch für andere Aktivitäten genutzt wird, könnten Sie einen visuellen Hinweis dafür gestalten, dass an diesem Platz jetzt ALLEIN gearbeitet werden soll (z.B. farbige Unterlage oder ein kleines Bildsymbol für „allein arbeiten“ oder ein Namenschild / Foto der Person). Gestalten Sie den Arbeitsplatz so, dass die Arbeitsmaterialien sichtbar und leicht zugänglich sind. Überlegen Sie, ob es sinnvoll ist, einen Behälter mit häufig benötigten Utensilien bereit zu stellen (z.B. Stifte, Bleistift, Textmarker, Schere, Klebstoff).

  2. Es kann helfen, die Arbeitsblätter oder Aufgaben voneinander zu trennen und in einzelne Hefter, hinter unterschiedliche Registerblätter in einem Ordner, in getrennte Behälter oder auf unterschiedlichen Regalen abzulegen. Um das Interesse zu erhöhen, kann man die Materialien zudem durch Farben oder Lieblingsmotive kennzeichnen (Z.B. Figuren oder Themen aus der Tierwelt oder dem Sport). Soweit angemessen, erstellen sie das Organisationssystem gemeinsam mit Ihrem Kind, damit es möglichst motiviert ist, es zu nutzen.
  3. Definieren Sie eindeutig, wo die erledigten Aufgaben am Ende hinkommen. Die bearbeiteten Aufgaben könnten wieder in den jeweiligen Ordner eingeheftet werden. Oder die Arbeitsergebnisse werden in einer „Fertig-Kiste“ einer Schublade oder auf einem bestimmten Regal abgelegt. Manche Kinder nutzen einen Hefter mit zwei Klarsichthüllen / Einstecktaschen: In der linken Tasche befinden sich die Aufgaben; wenn etwas fertig ist, steckt das Kind es in die Tasche auf der rechten Seite.
  4. Gehen Sie es langsam an! Bedenken Sie, dass Hausunterricht für alle Beteiligten eine große Veränderung bedeutet und dass Ausgewogenheit wichtig ist. Wenn zum Beispiel Mathe für Ihr Kind besonders herausfordernd ist, beginnen Sie zunächst mit einem Schulfach, das Ihr Kind mag und in dem es gut ist. Oder bieten Sie eine Entspannungsroutine an, bevor Mathe an der Reihe ist.
Hilfreiche Hinweise:
  • Damit die Person selbstständig die Aufgabe bearbeiten oder die Aktivität durchführen kann, muss sichergestellt sein, dass sie die Aktivität oder Aufgabenstellung versteht und mit den Arbeitsmaterialien umzugehen weiß.
  • Es ist in Ordnung, wenn Sie die Aufgaben von einem Arbeitsblatt aufteilen und erst einmal nur die Hälfte der Aufgaben bearbeiten lassen. Markieren Sie mit einem Textmarker, welche der Aufgaben jetzt zu tun sind oder verdecken Sie die Aufgaben, die später drankommen (z.B. mit Haftnotizzetteln).
  • Wenn möglich, lassen Sie Ihr Kind mitentscheiden, in welcher Reihenfolge es seine Aufgaben erledigen möchte. Wahlmöglichkeiten und ein Gefühl von Kontrolle können die Leistungsfreude steigern!
  • Manche Kinder brauchen die Routine, dass ein Erwachsener am Ende ihre Arbeit überprüft. Sie könnten als Letztes auf die Aufgabenliste schreiben: „Bitte Mama, die Ergebnisse zu prüfen!“ oder eine Karte an den Plan befestigen mit dem Hinweis: „Mama zeigen“. Diese Routine stellt sicher, dass alle  Aufgaben gründlich und richtig bearbeitet werden, bevor die nächste Aktivität kommt.


Jeder Mensch profitiert von Vorhersehbarkeit, wenn er verunsichert ist!